„Die Tür steht offen, noch mehr das Herz.“

Maria Deffte gen. Schwester M. Firmata

1923 – 1996

Telgte

Medizin/Pflege
Kloster/Kirche/Religion

Schwester M. Firmata

Dieser Ausspruch von Bernhard Clairvaux steht als Leitsatz für Schwester Firmata in einem Jahresbüchlein. Weiter heißt es dort: „Schwester Firmata drängte sich niemals auf; sie mied das Laute und Lautstarke. Aber ihr beherztes Eintreten für die Menschen, ihr Gottvertrauen und ihre tiefe Frömmigkeit fanden immer wieder Wege der Versöhnung und des Friedens. Sie förderte das Beste in jedem Menschen, lockte das Gute, lobte und ermutigte – und erzielte so echte Erfolge bei den Kranken.“1
Wer war diese Frau? Die Recherche zu einer einzelnen Mauritzer Franziskanerin ist nicht leicht. Es ist nicht im Sinne des Ordens, individuelle Leistungen und Erfahrungen hervorzuheben. Die Schwestern machen kein Aufheben von ihren Tätigkeiten und hinterlassen kaum dokumentierte Spuren.

Als Maria Deffte wurde sie am 8. Dezember 1923 in Kirchhellen in eine bürgerliche Familie geboren und hatte zwei Geschwister. Ungefähr ab 1942 besuchte sie die Krankenpflegeschule am St. Franziskus-Hospital in Münster. In diese Zeit fiel auch ihre erste Besichtigung des Telgter St. Rochus-Hospitals und ihre erstmalige Begegnung mit psychisch Kranken. Am 28. April 1945 trat sie in den Orden nach der dritten Regel des Hl. Franziskus ein. Als ausgebildete Krankenschwester ging sie 1948 in das St. Joseph-Stift nach Bremen und kehrte 1954 ins Münsterland zurück, um als Stationsschwester im St. Rochus-Hospital in Telgte zu arbeiten. 1972 wurde sie Schwester Oberin im Stift Tilbeck, zehn Jahre später im St. Rochus-Hospital. Mit 70 Jahren wechselte Schwester Firmata in den Konvent „Maria Hilf“ über, leitete dort den Handarbeitsraum und arbeitete gemeinsam mit den älteren Schwestern zur Unterstützung der Missionsstationen. Am 9. November 1996 erlag sie einer langjährigen Herzkrankheit.

Mit ihrer starken Persönlichkeit hinterließ Schwester Firmata im St. Rochus-Hospital deutliche Spuren. Unter ihrer Pflegedienstleitung änderte sie den Umgang mit den psychisch Kranken grundlegend und wurde damit zur Vorreiterin einer modernen Psychiatrie. So hob sie die Abgeschirmtheit der Kranken auf, bezog sie ins Alltagsleben ein und öffnete das Hospital für die Öffentlichkeit. Die großen Erweiterungsbauten des Hospitals sind maßgeblich von ihr angestoßen worden. Bis zu ihrem überraschenden Tod war sie immer in Bewegung. Um schneller vor Ort zu sein, fuhr sie mit dem Fahrrad durch die Gänge im Klinikkeller.

Auf ihre Leistungen angesprochen, verwies sie immer „auf den, der letztlich hinter allem steht“2. Nach weltlichem Verständnis war sie eine Managerin mit Weitblick und Führungsqualitäten.
1981 wurde Schwester Firmata für ihre außerordentlichen Verdienste mit der Paulus-Plakette des Bistums Münster ausgezeichnet.


Anja Schöne

1 Adalbert L. Balling, Norbert Riebartsch: Liebe macht keinen Lärm. Eine Ordensfrau/ ein Ordensmann für jeden Tag, 366 Aspekte, Beispiele und Sinn-Sprüche, Würzburg 1998, S. 58.
2 Archiv der Mauritzer Franziskanerinnen. Ein herzlicher Dank für das informative Gespräch gilt den Schwestern Theovita, Schwester Erminette und Schwester Martinild.