„Meine Muse ist kürzlich träge gewesen, sie kann den Küchendampf nicht gut leiden…“1

Katharina Busch

geb. Schücking | 1791 – 1831

Ahlen

Literatur/Dichtung

Katharina Busch, ausgestellt im Museum für Westfälische Literatur Haus Nottbeck
Foto: © LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster | Depositum
Schücking

…so schreibt die 18jährige Katharina Busch 1809 aus Ahlen an ihren Mentor Anton Mathias Sprickmann. Seit ein paar Monaten lebt sie wieder in ihrem Geburtsort, nun als Hausgehilfin bei der Familie von Kalkstein auf dem Adelssitz Severinghausen. Vermutlich nicht ganz freiwillig hatte sie ihre Familie in Dülmen verlassen, um selbst zum Lebensunterhalt beizutragen. Obwohl der Vater Richter ist, reicht sein schmales Einkommen nur knapp für seine zwölf Kinder. Erst unlängst sind ein paar ihrer Gedichte in der Mimigardia, einem poetischen Taschenbuch mit Beiträgen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus Münster, veröffentlicht worden. Zuvor hatte Katharina eine kurze Zeit in Münster verbracht, wo Sprickmann sie in den Kreis um die Fürstin von Gallitzin einführte.
Aus Severinghausen beginnt sie in Erinnerung an ihre glanzvolle Zeit in Münster einen Briefwechsel mit dem Dichter und Juristen Sprickmann, der bis zu ihrem Tode währen sollte. Darin bittet sie ihn immer wieder um literarischen, später auch persönlichen Beistand. Aber ein literarischer Durchbruch gelingt ihr ebenso wenig wie vielen anderen hochbegabten Frauen dieser Zeit – und schon gar nicht mit solchen konservativen Ratgebern wie Sprickmann, der weder Annette von Droste-Hülshoff noch Katharina Busch in ihren schriftstellerischen und persönlichen Entwicklungen fördert. Stattdessen heiratet Kathinka den Juristen Paulus Modestus Schücking, folgt ihm ins abseits gelegene Emsland in eine unglückliche Ehe und in eine Einsamkeit, die arm an gesellschaftlichen Reizen und kulturellen Ansprüchen ist. Sechs Geburten zehren an ihrer Gesundheit, zwei Kinder verliert sie kurz nach der Geburt, sie selbst stirbt früh – erst 40jährig.

Schon 1809 in Ahlen-Severinghausen hatte sie ihr Schicksal vorhergesehen: „Wenn ich den beschränkten Wirkungskreis meines armen Geschlechts bedenke, wär ich doch kein Weib geworden!, das sich so geduldig in all‘ die Fesseln und Einschränkungen des bürgerlichen Lebens schmiegen muss, und das, so verschieden auch sein Charakter und seine Geisteskräfte sein mögen, doch immer sich derselben Bestimmung fügen muss.“ Wäre sie nicht die Mutter Levin Schückings und ein frühes Vorbild für Annette von Droste-Hülshoff gewesen, die ihr mit ihrem Gedicht „Westfalens Dichterin“ ein ehrendes Gedenken bewahrt, wäre sie vermutlich spurlos in Vergessenheit geraten.


Christa Paschert-Engelke

1 Desel, Jutta und Gödden, Walter  (Hg.), Katharina Busch-Schücking, Werke und Briefe, Bielefeld 2005, S. 37