„Herr, gib mir Seelen! Gib mir einen Beruf, in dem ich Seelen glücklich machen kann.“1

Elisabeth Tombrock

gen. Mutter Immaculata | 1887 – 1938

Ahlen

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Mutter Immaculata
Foto: © Archiv der Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes Münster

Darum bat die zwölfjährige Elisabeth am 22. April 1900, dem Tag ihrer ersten heiligen Kommunion, in der Marienkirche in Ahlen – ein Ziel, an dem sie ihr ganzes Leben festhalten sollte. Elisabeth Tombrocks Leben war bestimmt von ihrem Glauben und von dem Wunsch, für andere Menschen da zu sein.

1887 in Ahlen im Schatten der Marienkirche geboren, wurde sie früh von ihrer Mutter zur Religion geführt. Deren marianische Frömmigkeit orientierte sich an der Gestalt Mariens als Mutter und Jungfrau. Das 19. Jahrhundert gilt in der Katholizismusforschung als das Zeitalter der weiblichen Frömmigkeit. Weibliche, mütterliche Tugenden wie Helfen, Heilen, Trösten und Dienen standen im Vordergrund. Höhepunkt der intensiven Marienverehrung war die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis. Später würde Elisabeth Tombrock den Namen Maria Immaculata erhalten, der für sie zum Lebensprogramm werden würde.

Zunächst aber ließ sie sich als Lehrerin ausbilden, erkrankte gegen Ende der Ausbildung schwer an Kehlkopf- und Knochentuberkulose, der rechte Zeigefinger musste amputiert werden. Die Ärzte gaben ihr nur noch wenig Zeit zu leben. Sie jedoch war davon überzeugt, dass ihr die Muttergottes in Lourdes helfen würde. Und wirklich – 1909, am Fest Mariä Himmelfahrt, erlebte sie ihre wundersame Heilung. Kurz darauf erreichte sie ein Brief von Bischof Bahlmann, der für die Mission in Brasilien eine deutsche Ordensfrau mit pädagogischem Geschick suchte und von Elisabeths Wunsch, Klarissin zu werden, erfahren hatte. Sofort sagte Elisabeth zu. War das nicht genau die Kombination von Beruf und Berufung, die sie sich gewünscht hatte? 1910 wurde sie im Klarissenkloster in Münster als Klarissin von der Unbefleckten Empfängnis eingekleidet.

Ihre Reise führte sie 1910 nach Santarem am Amazonas, dort schuf sie das Fundament für eine neue Ordensgemeinschaft, bildete Novizinnen aus und unterrichtete den Katechismus. Bei einem Heimataufenthalt sammelte sie Spenden sowohl für Santarem in Brasilien als auch für das geplante Lourdeskloster in Münster, das die erste Niederlassung in Deutschland wurde.
1916 bestimmte der Papst Schwester Immaculata zur Oberin der neuen Gemeinschaft in Santarem. Seit 1929 heißt die Kongregation Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes. Obwohl Schwester Immaculata schwer herzkrank wurde und ab 1922 ihr Krankenzimmer nicht mehr verlassen konnte, leitete sie den Orden bis 1936. Zwei Jahre später verstarb sie nach langer Krankheit in St. Bonaventure in den USA. Heute leben Schwestern aus Elisabeths Orden in Brasilien, den USA, Namibia, Taiwan, auf den Philippinen und in Deutschland – zum Beispiel im renovierten Lourdeskloster an der Frauenstraße in Münster.


Ulrike Rossi-Epke