„Eine gute Wahl für Beelen – Ihre Bürgermeisterin mit Verstand, Kompetenz und Herz…“1

Elisabeth Kammann

geb. Große Halbuer | * 1954

Beelen

Politik/Verwaltung
Recht/Rechtlosigkeit

Elisabeth Kammann

Mit diesem Slogan wurde Elisabeth Kammann 2004 zur Bürgermeisterin von Beelen gewählt – als eine von nur 27 Frauen in NRW neben 373 (!) männlichen Amtsträgern. 1994 wurde die sogenannte Doppelspitze mit Stadtdirektor und ehrenamtlichen Bürgermeistern in NRW abgeschafft und spätestens mit der Kommunalwahl 1999 musste der letzte Stadtdirektor seinen Platz räumen. Bevor „Liz“ sich als sogenannte Parteilose in den Chefsessel setzen durfte, war sie über zehn Jahre ehrenamtliche stellvertretende Bürgermeisterin für die Freie Wählergemeinschaft Beelen gewesen und seit 1999 im Kreistag.

Aus einem „katholischen Arbeitermädchen vom Lande“, wie es der Soziologe Ralf Dahrendorf 1965 als Beispiel für sein Postulat „Bildung ist Bürgerrecht“ konstruierte, und das zum Symbol aller Benachteiligungen avancierte, ist heute eine erfolgreiche Frau geworden. Damals war Liz elf Jahre alt und ging gerade zum Mädchengymnasium in Warendorf. Ihr Vater war Arbeiter, die Mutter half beim Bauern in der Nachbarschaft aus. Die Familie lebte in der kleinen Landgemeinde Beelen, Liz wurde katholisch erzogen wie ihre elf Geschwister. Vier Jahre später gründete jene soziologische „Kunstfigur“ die Beelener Damenfußballmannschaft mit und stand bis 1985 im Tor. Zwischendurch hatte sie ihre juristischen Staatsexamen absolviert und ihre Anwaltskanzlei in Beelen eröffnet. Für die Bildungsreformer wäre sie das Vorzeigemodell einer Bilderbuchkarriere gewesen.

Aber Elisabeth Kammann hat in diesen 40 Jahren bundesrepublikanischer Geschichte auch erfahren, wie schwer es immer noch für Frauen ist, sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen zu etablieren, nicht nur in der juristischen Ausbildung. Daher setzt sie auf weibliche Stärken, z.B. auf Sachorientierung, emotionale Intelligenz und – das zeichnete sie vor allem aus – auf Begeisterungsfähigkeit. Eine besondere Kompetenz von Frauen in der Politik sei es, Erste unter Gleichen sein zu können. Auf die Sicherheit, die sie in ihren familiären Netzen erfahren hat, baut sie auch im Beruf. So setzt sie sich z. B. für ein landesweites Netzwerk der Bürgermeisterinnen ein – auch, um das Amt für Frauen attraktiver und erstrebenswerter zu machen.
In ihrem Rathaus herrschen flache Hierarchien. Dennoch ist sie die Chefin – das zeigt u. a. der leuchtendrote Adventskalender im Rathausfoyer, den ihr eine Kindergartengruppe geschenkt hat. Dort guckt sie ganz allein aus dem obersten „Kläppchen“, und der bunte Seidenschal, ihr Markenzeichen, flattert im Wind.


Christa Paschert-Engelke

1 Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen (Hg.) , Städte- und Gemeinderat 11/2005, S. 8