„…in erwegung aber was für schaden das Closter gelitten, hatt sie sich mußen Resolvieren…“1

Anna Maria Plönies

Amtszeit 1639 – 1677

Telgte/Warendorf

Handwerk/Handarbeit
Kloster/Kirche/Religion
Wirtschaft/Unternehmen

Kupferstich des Vinnenberger Marienbildnisses, 1674
© Bildarchiv Museum Heimathaus Münsterland/Krippenmuseum, Telgte

1654, im selben Jahr, in dem in Telgte für das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter eine Kapelle gebaut wurde, beantragte die Äbtissin Anna Maria Plönies der nahegelegenen Benediktinerinnenabtei Vinnenberg beim Fürstbischof, am Mariä-Geburtstag (8. September) eine Prozession zu genehmigen – und zwar mit einem eigenen, dem Vinnenberger Marienbildnis. Diese holzgeschnitzte, handgroße Bildplastik Mariens mit dem Jesuskind auf dem Schoß, die seit Bestehen des um 1256 errichteten Klosters aufgestellt war, hatte allerdings bislang für die marianische Frömmigkeit im Klosterleben – wie insgesamt – keine bedeutende Rolle gespielt. Das sollte sich jetzt ändern! Anders als in Telgte, wo der Fürstbischof maßgeblich Einfluss auf die Steuerung der Marienwallfahrten in seinem Bistum nahm, ging der neue Kult um das Vinnenberger Bildnis von den Frauen des Klosters Vinnenberg selbst aus.

Die Zeichen der Zeit erkennend, nutzte Plönies die anwachsende, von Kirche und Staat gesteuerte Volks- bzw. Marienfrömmigkeit, um ihr eigenes Kloster zu stärken. Als sie als eine der jüngsten Ordensfrauen 1639 zur Äbtissin gewählt wurde, stand das im Dreißigjährigen Krieg heruntergewirtschaftete und verschuldete Kloster vor dem Ruin, was dazu führte, dass die Gläubiger 1645 sogar auf seine Auflösung drangen. Daraufhin fuhr Anna Maria Plönies, die aus einer einflussreichen Münsteraner Patrizierfamilie stammte, mit ihrer Priorin nach Münster, riss die Vorladungen eigenhändig von den Kirchentüren und nahm die Verwaltung des Klosters selbst in die Hand, verkaufte Ländereien, tauschte, sparte und hielt ihren Konvent an, textile Handarbeiten herzustellen. Für das mittlerweile „wundertätige“ Gnadenbild ließ sie eine wertvolle Krone und einen Mantel fertigen, schaffte einen entsprechenden Tragealtar an, der bei der Prozession von mehreren „Engeln“, Mädchen aus Milte, getragen wurde, bestellte Musikkapellen, ließ nach der Messe Brot und Bier aus eigener Herstellung verkaufen, und zur Kultpropaganda investierte sie in Andachtsbildchen mit Kupferstichen des Marienbildnisses. Sogar an eine Ablassurkunde, die in Rom ausgestellt werden musste, dachte sie, um die Attraktivität der Wallfahrt zu erhöhen.
Mit ihrem Engagement machte sie Vinnenberg nicht nur zu einem bis heute beliebten Marienwallfahrtsort, sondern sorgte stets für eine gefüllte Opfer- und Klosterkasse, aus der sie z. B. 1658 ein Armenhaus für Milte stiften konnte.


Christa Paschert-Engelke

1 Zitiert nach Hückelheim, Johannes, Äbtissinnen des Klosters Vinnenberg, In: Warendorfer Blätter 9 (1910), S. 43f.
2 2005 wurde das Kloster, in dem sich 1898 – nach der Aufhebung im Rahmen der Säkularisation 1810 – wieder eine Benediktinerinnengemeinschaft niedergelassen hatte, geschlossen.