„Das politische Amt, die aktive politische Mitarbeit der Frau als praktische Selbstverständlichkeit, hängt nicht nur von der Großzügigkeit der Männer allein ab, sondern wird in hohem Maße von uns selbst bestimmt.“1

Aenne Brauksiepe

geb. Engels | 1912 – 1997

Oelde

Politik/Verwaltung

Aenne Brauksiepe

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Als Aenne Brauksiepe 1949 in den Bundestag gewählt wurde, gehörte die 37jährige CDU-Politikerin zu den jüngsten der nur 38 Frauen umfassenden Gruppe weiblicher Abgeordneter des ersten Nachkriegsparlaments.
Aenne Engels wuchs in einem Arbeitervorort von Duisburg auf. Nach ihrem Abitur am Oberlyzeum „Unserer Lieben Frau“ in Duisburg arbeitete sie zunächst in der Behindertenfürsorge mit Kindern. Da sie vor allem wegen des Engagements ihrer Mutter in der Zentrumspartei im nationalsozialistischen Deutschland nicht studieren konnte, entschied sie sich 1934 nach Schottland, später in die Niederlande zu gehen, wo sie den Journalisten Dr. Werner Brauksiepe heiratete. Zwischen 1946 und 1948 gehörte Brauksiepe, mittlerweile  Mitglied der neu gegründeten CDU und Mutter eines Sohnes, als einzige Frau dem Duisburger Stadtparlament an. 1949 kandidierte sie für den Bundestag, dem sie 23 Jahre angehören sollte. Als  ihr Mann 1954 eine Stelle als stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung „Die Glocke“ antrat, wurde sie als Pendlerin zwischen Oelde und Bonn zum „leibhaften Bindestrich zwischen Nordrhein und Westfalen“.

Ihr besonderes Interesse  galt neben ihrem breiten sozialpolitischen Engagement der Mitwirkung von Frauen am politischen Aufbau Deutschlands. Bereits seit Jugendjahren Mitglied im Katholischen Deutschen Frauenbund, gehörte sie seit 1952 dessen Präsidium an. Gleichzeitig war sie Mitbegründerin der Frauenunion, der sie zwischen 1958 und 1971 vorstand, und in der sie sich für die berufliche und politische Gleichstellung von Frauen einsetzte. Bereits 1953 wurde sie aufgrund ihres Engagements in den Wahlausschuss ihrer Bundespartei für Frauenfragen berufen, 1956 in den Bundesvorstand gewählt, von 1964 bis 1969 war sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und zwischen 1966 und 1969 erstes weibliches Mitglied des Präsidiums ihrer Partei. 1968 übernahm Brauksiepe schließlich als erste Frau das Bundesministerium für Familien und Jugend, in dem sie sich tatkräftig für das Recht der Ehefrau „auf personale und berufliche Entfaltung“ einsetzte.

Für ihre Verdienste, z.B. als Mitbegründerin der Europäischen Frauen-Union und des Familienbundes deutscher Katholiken, wurde sie u.a. mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern sowie dem Päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et pontifice“ der Paulus-Plakette des Bistums Münster ausgezeichnet.


Julia Paulus

1 Zit. nach: Geschichte der Frauen Union der CDU/Chronik der Frauen-Union (S. 3: www.frauenunion.de/content/blogcategory/21/68